Alle sind gleich. . .

... und manche sind gleicher

Fahren der Göttergatte und ich also zum familiären Zusammentreffen. Mangels Auto müssen wir das mit dem Zug machen. Sitzen frühmorgens mit ganz vielen anderen Ausflüglern - etwas verschlafen im Zug- bis her nichts besonderes, das Setting also.

Szene I:
Da tauchen zwei neue Protagonisten auf und wacheln mit einer Polzeimarke vor unserer Nase herum. "Ausweiskontrolle". Juhu, is ja nichts neues, der Göttergatte stellt für den Fremdenpolizisten an sich ja sozusagen gefundenes Fressen dar, das Prozedere is also nicht neues. Gelangweilt zückt er den Ausweis und wir unterhalten uns weiter. Das wiederum findet der FremdenpolizistNr. II (Nummer I tippt gerade geheime DInge in sein Notbook, um geheime Dinge über den Göttergatten herauszufinden) nicht so prickelnd, gönnen wir ihm mit unserer Ignoranz doch nicht die gebührende Aufmerksamkeit.
"Ausweiskontrolle" diesmal zu mir. ÜBerrascht (soviel Gleichheitsdenken hab ich noch nicht erlebt) erkläre ich Polizisten Nummer II, dass ich leider keinen Auweis mitführe.

"Sind s Österreichischer Staatsbürger" "Nein, ich bin österreichische StaatsbüergerIN". "Jo, des heat ma eigentlich eh, entschuldigen Sie die Störung".

Polizist Nummer I hat inzwischen nichts geheimes herruasgefunden und -er wirkt ein bissal trurig - gibt er dem Göttergatten seine Ausweis zurück.

"Da is dei Ausweis".

Der Göttergatte bedankt sich mit seinem Sonnenscheinlächeln und sieht über das "Du" großzügig hinweg.

Szene II
Direkt auf der anderen Seite des Ganges -quasi am Nachbartisch sitzen zwei Männer, die wohl auch in das "südländische" Raster der beide passen. Das ganze beginnt von vorne.

"Ausweiskontrolle, Ihre Auweise bitte", wacheln mit der Polizeimarke. Stille bei allen Beteiligten. " Ich bin Österreicher, ich brauch doch kan Ausweis?"
"SIE schon, oiso wo is a?"

Die beiden beginnen zu suchen, und weil sie gerade vom Fluhafen kommen, haben auch beide ihre roten Pässe mit und präsentieren diese auch.

"na momemtag, gebns den moi her." sagts und entreißt den Pass.
"Sie san oiso österreichischer Staatsbüerger? Seit waun denn?"
"Seit 27 Jahren"
"Schau amoi, is der pass echt?"
" i was net, schau ma amoi noch" und es wird eifrig getippt und stirnrunzelnd nach weiteren geheimen geheimnissen und passechheitszeichen gesucht.

nach ganz genauer Kontrolle (das hat ca. 3 x so lange gedauer wie beim Göttergatten, aber der is wenigstens auch von rechts wegen "ausländer" und tarnt sich nicht einfach so als Östereicher) wird das Corpus delikti mit den Worten "da hamma nu amoi glück g´hobt" wieder ausgehändigt und die beiden ziehen von Dannen.

Ich frag mich seitdem, welches Glück die beiden hatten?
Dass sie einen Pass mithatten?
Dass der Pass echt war?

Ich denke ja, es is einstellungssache das Leben.

So kann ich als Fremdenpolizist (und es gibt sicherlich bessere Jobs) durch die Welt laufen und hinter allen braunen Augen, schwarzen Haaren und dunklerem Tient gleichmal böse ausweislose Menschen vermuten und nur ÖSterreicher mit blauen Augen und Sommersprossen als solche anerkennen. Dann hab ich halt nicht wirklich gut aufgepasst und nicht wirklich festgestellt, dass durch die Erfindung der Flugzeuge, der Eisenbahn und vielem anderen die österreichische welt nicht mehr "schwarz -weiss" im wahrsten sinne ist, sondern ein bissal bunter ist.
Wenn ich so denke, dann hab ich halt das Problem, dass mein berufliches Leben von Rückschlägen geplagt wird und ich vermutlich ein bissal paranoid bin.

Ich kann auch durch die Welt laufen und die Dinge, so wie sie sind anerkennen, aber das dürft ein grosses problem für die Generation vor mir sein.

Und als Österreicher kann ich mich ärgern, dass ich zwar ein solcher bin - schon länger als mein halbes Leben lang - und trotzdem nicht also solcher anerkannt und gleichgestellt werde. Wenn mir eine solche Sache nun öfters passiert, dann werd ich vermutlich Konsequenzen draus ziehen.

Und die Moral von der Geschicht, Manche sind gleicher, andere nicht.

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